Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass es mehr zu lieben gibt, als man auf den ersten Blick sieht – oder besser gesagt: die Haut. Obwohl es sich um eine romantische Vorstellung handelt, gewinnt der Zusammenhang zwischen Intimität und Wundheilung zunehmend an wissenschaftlicher Bedeutung.
Das „Liebeshormon“ Oxytocin, das für seine Rolle bei Geburt und Stillzeit bekannt ist, wird zunehmend für sein Potenzial zur Förderung sozialer Bindungen und sogar zur Beschleunigung der Gewebereparatur anerkannt. Studien haben gezeigt, dass es wahrscheinlich aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften die Heilung von Mundgeschwüren beschleunigen kann.
Darauf aufbauend untersuchten Forscher der Universität Zürich, ob ein Mangel an Oxytocin bei angespannten Interaktionen zwischen Partnern die Wundheilung behindern könnte – da frühere Untersuchungen Feindseligkeit bei Paaren mit einer langsameren Blasenheilungszeit in Verbindung gebracht hatten.
Um ihre Theorie zu testen, rekrutierten sie 80 heterosexuelle Paare mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren. Jeder Teilnehmer erlitt mithilfe eines Sauggeräts vier kleine Wunden an seinen Unterarmen. Anschließend wurden die Paare zufällig einer von vier Gruppen zugeteilt:
- Gruppe 1: Oxytocin-Nasenspray zweimal täglich + „Partner Appreciation Task“ (PAT) dreimal pro Woche – strukturierte Gespräche mit Schwerpunkt auf Dankbarkeit und Komplimenten.
- Gruppe 2: Oxytocin-Nasenspray zweimal täglich, jedoch ohne PAT.
- Gruppe 3: Placebo-Spray zweimal täglich, plus PAT.
- Gruppe 4: Placebo-Spray zweimal täglich, kein PAT.
Interessanterweise hatten weder Oxytocin allein noch die PAT mit einem Placebo einen signifikanten Einfluss auf die Wundheilung im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine Intervention erhielt. Allerdings führte die Kombination von Oxytocin mit der PAT zu geringfügigen Verbesserungen der Wundgröße und der Wundtiefenverringerung.
Die überzeugendsten Ergebnisse kamen von Paaren, die während der Studienwoche neben Oxytocin und dem PAT auch körperliche Berührungen oder sexuelle Aktivitäten ausübten. Ihre Wunden heilten schneller und wiesen einen geringeren Cortisolspiegel (das Stresshormon) im Speichel auf. Dies deutet darauf hin, dass natürliche Intimität die Vorteile von Oxytocin über strukturierte Wertschätzungsübungen hinaus verstärken kann.
„Wir sehen eine verbesserte Wundheilung in der Gruppe, die [PAT]-Interaktion und Oxytocin kombiniert, aber dieser Effekt ist viel weniger stark als der Effekt bei denen, die Oxytocin mit natürlich vorkommendem Berührungsverhalten und sogar sexuellem oder intimem Verhalten kombinieren“, erklärte Studienleiterin Beate Ditzen von der Universität Zürich.
Sie glaubt, dass dies einen entscheidenden Punkt hervorhebt: Während Oxytocin eine Rolle spielt, verstärken positive körperliche Interaktionen in Beziehungen wahrscheinlich seine therapeutischen Wirkungen.
Experten wie Daryl O’Connor von der University of Leeds sehen in diesen Erkenntnissen vielversprechende Möglichkeiten für die Integration von Oxytocin und Übungen zum Beziehungsaufbau in Gesundheitseinrichtungen, um eine schnellere Genesung zu fördern.
Anna Whittaker von der University of Stirling vermutet, dass höhere Oxytocin-Dosen sogar noch vorteilhafter sein könnten, insbesondere für ältere Erwachsene, die häufig unter einem geschwächten Immunsystem leiden.
Die Forschung unterstreicht eine starke Botschaft: Bei der Förderung der Intimität geht es nicht nur um emotionales Wohlbefinden; Es könnte auch spürbare physiologische Vorteile haben und beeinflussen, wie schnell unser Körper heilt und sich erholt.
